avc erdbeben türkei syrien
02. März 2023

Verheerende Erschütterung

TÜRKEI, SYRIEN
Das Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet hat nicht nur Gebäude zum Einsturz gebracht. Auch die Menschen sind tief erschüttert. Für viele ist ihr ganzes Leben zusammengebrochen.
»Dort liegen überall Tote herum und lauter obdachlose Verletzte.« Diese kurze Nachricht über WhatsApp eines AVC-Partners zeigt, in welch extremem Umfeld Hilfe geleistet werden muss. Zusammen mit langjährigen Freunden und verschiedenen Partnern in beiden Ländern steht AVC vom ersten Tag an den Notleidenden bei.


Kein Durchkommen nach Aleppo
Die Not in Syrien scheint noch größer als in der Türkei. Denn in dem ohnehin vom Bürgerkrieg verheerten Land läuft die Hilfe nur schleppend an. Verschiedene Interessenparteien kontrollieren ihre jeweiligen Gebiete, Straßensperren erschweren ein Durchkommen oder machen es unmöglich. Daran scheitert auch unser Plan, von unseren Bäckereien in Kobane lastwagenweise Brot nach Aleppo zu transportieren. Doch wir sind flexibel.

Nothilfe und ein Dach über dem Kopf
Durch Hilfsgüterlieferungen hat sich die Versorgungslage zwar entschärft, aber noch immer sind sehr viele Menschen obdachlos und brauchen dringend Unterkünfte. Hier engagieren wir uns mit ganzer Kraft.
So lassen wir beispielsweise einfache, nicht komplett zerstörte Häuser für jeweils zwei Familien wieder herstellen. Bis die Häuschen renoviert sind, bringen wir die Familien in Zelten unter und versorgen sie mit dem Nötigsten. Wir werden auf diese Weise kurzfristig 30 bis 50 Familien unterstützen.

Über Partner ist es gelungen, eine Hilfsgüterlieferung – unter anderem Nahrung, Hygieneartikel, Bekleidung, Matratzen, Decken und Powerbanks – ins Krisengebiet zu bringen. AVC unterstützt in der Region fünf Hilfszentren: in Latakia, in Aleppo, in der Region um Aleppo und im kurdischen Gebiet in Nordsyrien, wo die Zerstörung noch größer ist als in Aleppo. In einer zweiten Phase unserer Hilfe statten wir die Menschen mit Zelten aus.

Nael*, Leiter des Hilfszentrums in Latakia schreibt: »Wir heißen alle Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Religionen willkommen. Wir versorgen sie mit Essen. Wir glauben, dass Gott diese Zeit nutzt, um sein Volk aufzuwecken. Wir sind sehr dankbar für eure Unterstützung.«

Bis zur Erschöpfung
Gleich nach den Erdbeben vom 6. Februar hat AVC beträchtliche Mittel aus dem Notfonds in die Türkei geschickt, um Menschen mit dem Notwendigsten zu versorgen. Dies ist die beste Art zu helfen in einem Land mit moderner Infrastruktur. Zusammen mit anderen Hilfsorganisationen haben wir uns aber auch an Hilfsgüterlieferungen über die Grenze in die betroffenen Gebiete beteiligt.

Aktuell ist unser langjähriger Partner Taner* gemeinsam mit dem Türkischen Halbmond, dem Pendant zum Roten Kreuz, bei der Verteilung von Hilfsgütern im Einsatz – sieben Tage pro Woche bis zur Erschöpfung. Als Leiter einer christlichen Gemeinde wird es Taner von den Behörden zwar nicht gestattet, offiziell zu helfen. So engagiert er sich als Privatperson – doch alle Leute wissen, dass er Christ ist. Er selbst und seine Familie kamen beim Erdbeben nicht zu Schaden. Zusammen mit zehn weiteren Familien haben sie in einer Zweizimmerwohnung auf dem Land Unterschlupf gefunden.

Effiziente Hilfe mit Herz
Mit den finanziellen Mitteln von AVC bereitet das Helferteam rund um Taner zurzeit in einer winzigen Küche dreimal täglich Mahlzeiten für 50 Familien vor. Die Essenspakete verteilen sie – zusammen mit Hygieneartikeln, Pampers und Decken – in kleineren Städten und abgelegenen Dörfern an 500 Personen, die in notdürftig aufgestellten Zelten wohnen. »Dank der Koordination mit den Regierungsbehörden wissen wir, wo die Hilfsgüter zu verteilen sind, sodass keine einzige unserer Ressourcen verschwendet wird. Wir gehen von Zelt zu Zelt und halten uns an die Liste des Türkischen Halbmondes«, berichtet unser Partner.

Zelte für Familien
In Antakya, Gaziantep und Kahramanmara ist unser Partner Salih* mit seiner lokalen Organisation aktiv. Er hat mehrere Anhänger mit WCs, Duschen und Waschmaschinen aufgestellt. Dank Stromgeneratoren laufen diese autark. In zwei mobilen Bäckereien wird Brot gebacken. Mit zwei Transportern bringen die Mitarbeiter Lebensmittel zu den Notleidenden. Eine Feldküche versorgt die Betroffenen des Erdbebens täglich mit einer warmen Mahlzeit. Unsere Partner haben auch bei den Bergungsarbeiten geholfen. 1000 Familienzelte sind aufgestellt worden, ausgestattet mit Teppichen, Betten und Bettzeug.

Die Mitarbeiter unserer Partner sind dauerhaft im Einsatz. Sie schlafen in ihren Autos oder in Schlafsäcken auf dem Boden. Das Team wird mindestens sechs Monate bis zu einem Jahr vor Ort tätig sein. Sie werden – getreu den AVC-Grundsätzen – auch dann noch da sein, wenn sich das Interesse der Weltöffentlichkeit längst anderen Themen zugewandt hat.

Ein »unerschütterlicher« Lohn
Mitten in der Zerstörung gab es aber auch immer wieder Lichtblicke. Von einem berichtet der Pastor einer Gemeinde im Süden der Türkei, die von AVC aufgebaut wurde und weiterhin unterstützt wird. Dort fielen während des Bebens die Gebäude wie Kartenhäuser in sich zusammen. Die Kirche aber blieb stehen. Sie ist zu einem Zufluchtsort für über 30 Menschen geworden, die nun dort übernachten.
Tagsüber kommen weitere Betroffene aus dem umliegenden Gebiet und werden von der Gemeinde mit Essen versorgt. Auch diese Hilfe wird von uns finanziert. Unsere Partner erhalten vielleicht nie eine Auszeichnung, aber sie verdienen sich einen Lohn dort, wo nichts mehr erschüttert werden kann.

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