AVC Ruänien News 21
31. Januar 2022

»Mein Umfeld dachte, dass ich spinne!«

RUMÄNIEN
Jahrelang jagt Zsolt Novák Selbstverwirklichung und Reichtum nach. Von einem Tag auf den anderen wird ihm klar: Gott hat mehr vor - und will sein Leben haben.

Wir sind in Rumänien unterwegs und treffen auf Zsolt Novák. Der ungarische Jungunternehmer hatte innerhalb von zehn Jahren einen florierenden Kaminbaubetrieb aus dem Boden gestampft. Mit 31 Jahren lernt er Jesus kennen – und ändert sich radikal. »Gott wird das Zentrum meines Lebens. Seither will ich nur noch eines: Seine Liebe mit den Menschen teilen.«

Ein eigentümlicher Tausch
Im März 2007 meint Zsolt die Stimme Gottes zu hören: »Gehst du für mich nach Georgheni?« Wie bitte – nach Rumänien? »Ich erzähle es meiner Frau. Sie findet, ich sei verrückt, und fragt, ob ich unsere Familie zerstören will.« Immerhin willigt sie ein, für dieses Ansinnen zu beten. Nach einem halben Jahr erkrankt ihr Vater und liegt im Sterben. »Erika will warten, bis ihr Vater beerdigt ist. Wir beten. Sie schlägt die Bibel auf und liest: ›Lass die Toten ihre Toten begraben und folge mir nach.‹ Das raubt meiner Frau in der folgenden Nacht den Schlaf. Am nächsten Morgen steht sie in der Küche und sagt: ›Wir können losfahren.‹«

Und so tauschen Zsolt und Erika Novák ihr nagelneues, luxuriöses 250m²-Haus in Ungarn gegen drei winzige Zimmer im vierten Stock eines rumänischen Plattenbaus ein, wo die Familie mit drei kleinen Kindern erst mal kein Warmwaser hat. »Wir haben genug zu essen und einen Platz zum Schlafen. Das reicht vollkommen. Gott sorgt für uns.« Auch Erika bereut diesen Entscheid nicht. Und übrigens: Ihr Vater erholt sich und ist heute noch wohlauf.

Wirtschaftsgüter von AVC
»Wir sind Pioniere«, sagt Zsolt. »Nicht einmal die Reformation hat es bis hierher geschafft. Wir sind die erste Gemeinde in diesem Tal, die das Evangelium zu den Menschen bringt.« Die Familie lässt sich in der siebenbürgischen Stadt nieder und schließt sich der baptistischen Gemeinde an, die damals aus acht Christen besteht. Heute sind es 120.

Die »Seele« ihres praktischen Wirkens ist der Secondhand- Laden »Dorka« (zur Erinnerung: Dorka – oder Tabitha – war die Jesus-Nachfolgerin, die Kleider für bedürftige Frauen nähte.) »Mit diesen Einkünften können wir unsere Projekte finanzieren und zwölf Personen Arbeit geben.« Die Kleider, Schuhe, Lebensmittel und Haushaltsartikel, die hier verkauft werden, übermittelt AVC durch die Stiftung Gershom: Stiftungsleiter Daniel Jonas betätigt sich, mit Unterstützung seiner Frau Claudia, in seiner Freizeit oft als Fernfahrer, um Wirtschaftsgüter nach Rumänien zu transportieren.

Mit dem Erlös des Secondhand-Shops wird unter anderem in einer großen Roma-Siedlung eine Schule betrieben. Zwei Lehrerinnen unterrichten 45 Schülerinnen und Schüler. »Zu Beginn hatten wir Achtklässlser, die ihren eigenen Namen nicht schreiben konnten«, blickt Zsolt zurück. »In diesem Slum leben bedürftige Roma unter prekären Bedingungen, 90% sind Analphabeten. Ohne Schulbildung haben die Kinder keine Chance, jemals dem Elend zu entrinnen.«

Den Roma Hilfsgüter direkt zu schenken, bringt nichts. »Bei der Verteilung der Pakete entstehen gefährliche Situationen: Neid mündet in Streit und Gewalt«, so Zsolt. Nicht einmal Schulkindern könne man einfach etwas schenken. Hilfe muss auf Umwegen erfolgen. Zsolt und sein Team haben deshalb ein Ticket-System eingeführt: Für gute Noten, ein freundliches Verhalten oder Hilfsbereitschaft erhalten die Kinder Tickets. Ende Monat wird schulintern ein Flohmarkt organisiert. »Aus Körben mit Süßigkeiten, Spielzeug, Kleidern, Schulmaterial und Hygieneartikel wählen die Kinder aus und bezahlen mit Tickets«, erklärt Novák. »Klar, wir müssen sie schon ein wenig beraten, damit sie nicht nur Schokolade, sondern auch andere nützliche Dinge nehmen. Und neue Kleider ziehen sie am besten gleich an.«

Kontakt mit Menschen und Gott
Das Evangelium in einer Kaffeebar unter die Leute zu bringen, ist hier in Gheorgheni ein Novum. Im »Contact«, bei gutem Kaffee und christlicher Musik, erreichen Zsolt und seine Familie zahlreiche Passanten. Nováks Sohn und dessen Ehefrau engagieren sich ehrenamtlich im Service. Erika leitet Frauengruppen und Zsolt bietet Unternehmern Kurse auf der Basis biblischer Werte an, die jeweils von bis zu 30 Firmeninhabern aus der Stadt besucht werden.

Zsolt Novák liebt den Dialog mit Menschen. »Dabei ahme ich Jesus nach: Ich laufe einfach weiter, und sie sind es, die mich zurückrufen und reden wollen. Dann aber kommt das Evangelium sofort ins Spiel. Die Zeit ist knapp. Mein Leben ist fast vorbei, Jesus kommt bald, und ich will nicht mit leeren Händen vor Gott stehen.«

Grenzenlos großzügig
Die Gemeinde wächst und wächst. Auch die neue Kapelle platzt schon bald aus allen Nähten. Ein weit größeres, leerstehendes Gebäude im Stadtzentrum weckt Zsolts Aufmerksamkeit. Er fastet und liegt während 21 Tagen Gott in den Ohren. Und ihm wird klar: »Das Gebäude gehört uns.«

Die Sache hat nur einen Haken: Beim Gebäude handelt es sich um eine zum Verkauf stehende Grossbank, und in der Kirchenkasse befinden sich gerade mal 2000 Lei – 450 EUR. »Ich suche den Manager in Bukarest auf, wir werden handelseinig und setzen die Kaufvertrag auf. Dann sage ich: ›Wir haben aber kein Geld.‹« Der Manager wird wütend, doch Zsolt erklärt: »Wir sind auch nur Manager. Gott sagt was wir tun sollen, und wir tun es.« Was dann geschieht, versetzt alle ins Erstaunen: Die Bank sagt zu, halbiert den Preis und gewährt eine Frist von drei Monaten, um das Geld aufzutreiben. Was folgt, ist eine große Prüfung für die Gemeinde. »Wir beten was das Zeug hält. In dieser Zeit geschehen viele Wunder: Firmen wie Privatpersonen, bekannte und wildfremde Leute, solche aus unserer Stadt und von weit her melden sich, wollen helfen.« Rund eine Woche vor Ablauf der Frist ist der Betrag beisammen. Zsolt Novák fasst das Unfassbare zusammen: »Heute gehört uns eine der besten und größten Liegenschaften der Stadt!«

Die durch AVC übermittelten Sachspenden leisten einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung.



Im Bild: Zsolt Novák (rechts) mit Daniel Jonas

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