Weil es sich lohnt
Ich sitze in meinem Hotelzimmer, der Schweiß rinnt mir in Strömen den Körper runter. Der Wasserhahn weigert sich, Wasser auszuspucken und die »Dusche« ist ein leerer Plastikeimer. Strom gibt es nur sehr wenig. Internet? Fehlanzeige. Zudem habe ich Hunger. Was nur hat mich nach Liberia geführt? Und warum werde ich später weiter nach Guinea fahren?
Die Grauen des Krieges
Liberia erlebte vor rund 20 Jahren einen schrecklichen Bürgerkrieg, der eine halbe Million Menschen das Leben kostete. Ich höre grauenhafte Berichte von Überlebenden. Rebellen überfielen das Land und richteten eine Schreckensherrschaft auf. Sie rekrutierten Kindersoldaten, erschossen Menschen, hackten Personen die Hände ab und aßen sogar die Herzen ihrer Opfer, um »spirituelle Kraft« zu bekommen. Ein Evangelist wurde von den Rebellen bei lebendigem Leib gekocht. Deshalb bin hergekommen: Dieses Land braucht die Liebe von Jesus Christus.
Die Kraft des Evangeliums
Unsere Reise startet in der Hauptstadt Monrovia. Von dort fahren wir zwei Tage lang nordwärts auf mühsam zu befahrenden Sandstraßen, um unser ganzes Equipment – Soundanlage, Bühne, Trucks und so weiter – nach Foya zu transportieren. Diese Stadt wurde besonders stark vom Bürgerkrieg heimgesucht. In Foya halten wir eine Pastoren- und Leiterkonferenz und veranstalten an fünf Abenden Großevangelisationen.
Mich erstaunt, dass sich jeden Morgen um fünf Uhr Christen im Gemeindehaus treffen, um für die abendliche Evangelisation zu beten. Die Pastoren und Leiter sind begierig, das Wort Gottes zu hören, und tausende von Menschen lauschen gespannt der Guten Nachricht von der Versöhnung. Sie sind verblüfft, dass Christen aus dem Ausland den weiten Weg in ihre abgelegene Region gefunden haben. 2500 Menschen übergeben ihr Leben Jesus. Nach den Predigten beten wir öffentlich für die Kranken. Und Gott wirkt: blinde Augen sehen, taube Ohren hören, gelähmte Menschen gehen. Es ist der Himmel auf Erden.
Was bleibt?
Die 2500 neuen Christen werden in verschiedenen Gemeinden betreut. Uns wird berichtet, dass sich die Stadt Foya seither verändert habe. Die Einheit unter den Denominationen ist wiederhergestellt. Vor unserer Ankunft bekämpften sich die politischen Parteien der Stadt und es gab sogar Tote. Um ein Haar hätte unsere Evangelisation abgesagt werden müssen. Doch danach hörte das Morden auf.
Wo der Glaube hinfällt
Die Gute Nachricht weiterzugeben lohnt sich auf jeden Fall – ob an Jung und Alt, an Einzelne oder an Massen. Unser lokaler Organisator erzählt, wie sein bereits verstorbener Vater vor vielen Jahren der Familie eines kleinen Jungen half, als die Mutter schwer erkrankte. An diese praktische Nächstenliebe koppelte er die Frohe Botschaft. Der kleine Junge nahm Jesus an, und dies veränderte sein Leben. Später ging er in die Politik und konnte viel Positives bewirken. Und im Januar 2024 wurde Joseph Boakai zum neuen Präsidenten Liberias gewählt!
Im Kanu nach Guinea
Direkt im Anschluss an unsere Evangelisation in Liberia geht es auf dem Wasserweg nach Guinea. Dem wackeligen Kanu müssen wir nicht nur uns selbst, sondern auch das teure Equipment anvertrauen.
Guinea ist bekannt für Satansanbetung. Die meisten Einwohner sind in Zauberei verstrickt. Und auch hier halten wir eine Pastoren- und Leiterkonferenz, gefolgt von fünf Großevangelisationen. Der lokale Organisator ist ein ehemaliger Muslim vom Stamm der Fulani. Sein Vater, Großvater und Urgroßvater waren Imame, und auch er wurde dazu ausgebildet. Doch dann erhielt er ein Neues Testament und nahm den christlichen Glauben an. Daraufhin verstieß und enterbte ihn seine Familie. Sein Vater wollte ihn sogar töten, aber Gott bewahrte ihn. Es gelang ihm nicht, bei anderen Christen unterzukommen, denn diese fürchteten die Rache seiner Familie. So schlief er auf der Straße und trank Wasser aus Pfützen. Eines Tages traf er einen Pastor, der ihn aufnahm. Später unterrichtete er an einer Bibelschule und gründete eine Gemeinde.
Gott ist am Werk
Wir geben das Evangelium in diesem muslimischen Land weiter und sehen, wie Gott viele Menschen rettet und heilt. Einige in Burkas verhüllte Frauen versuchen im Dunkeln unerkannt zu bleiben, während sie die Gute Nachricht hören. Ein 23-Jähriger, von Geburt an taub, kann nach dem Gebet zum ersten Mal in seinem Leben hören.
Auch in Guinea bringt unser Einsatz Pastoren und Denominationen wieder zusammen. 800 neue Christen verteilen sich am Sonntag auf 20 lokale Gemeinden – und da sind unsere Evangelisationen noch nicht einmal vorbei. Unser Gott ist treu. Deshalb tragen wir die Gute Nachricht in die ganze Welt hinaus und sehen, wie er sein Werk der Rettung tut. Es lohnt sich!
Liberia und Guinea: In beiden Ländern haben insgesamt über 40 000 Menschen die Gute Nachricht gehört. Hinzu kommen mehr als 100 000 Zuhörerinnen und Zuhörer, die unserer Botschaft am Radio lauschten.