
»Die Not der Frauen hat uns bewegt«
Simon und Sara, ihr seid mit drei Kindern nach Kamerun gezogen. Wieso dieser große Schritt ins Unbekannte?
Simon: Ich komme vom Land, da sind zehn Kilometer Autofahrt eine Weltreise! Wir hatten nie geplant, Österreich zu verlassen. Doch Gott begann, zu uns zu sprechen. Nach einer Gemeindegründung in Tirol verspürten wir über mehrere Monate eine Not im
Herzen für die verstoßenen Frauen und Kinder in Kamerun. Als langjährige Coaches und Sozialarbeiter mit pastoraler Ausbildung wurde uns klar, dass Gott unsere Erfahrungen auch in Saras Herkunftsland gebrauchen möchte.
Welche Herausforderungen gab es vor diesem Schritt?
Simon: Ich bin als Baby mit einer schweren körperlichen Behinderung zur Welt gekommen. Noch vor wenigen Jahren sah eine Übersiedelung nach Kamerun unmöglich aus. Doch schrittweise hat Gott mir Heilung geschenkt. Und er hat mich laufend mehr herausgefordert. Schließlich habe ich Vertrauen gefasst, dass ich mit Gottes Hilfe vieles kann, was andere mir nicht zutrauen.
Nun unterstützt ihr in Kamerun Frauen in schwierigen Situationen. Warum braucht es ein Frauenhaus?
Sara: Gewalt in der Familie ist weitverbreitet. Es gibt nur wenige Strukturen, die Opfer auffangen. Darunter leiden speziell junge Frauen. In der afrikanischen Kultur hat der Mann eine besondere Stellung und betrachtet die Frau als sein Eigentum. Wenn er wütend ist, kann er sie schlagen. Er kann tun, was er möchte, sie sogar wegschicken.
Junge Frauen und sogar Teenager werden früh schwanger, weil sie nicht ausreichend aufgeklärt sind. Und viele Väter verstoßen ihre Mädchen, wenn sie schwanger nach Hause laufen und schicken sie zurück zu ihrem gewalttätigen Partner. Wollen sie dort nicht bleiben, landen sie auf der Straße oder – wenn sie keine Ausbildung haben – oft in der Prostitution. Hier möchten wir ihnen Hilfe und eine Alternative anbieten.
Was sind eure persönlichen Highlights im Kamerun? Worauf freut ihr euch?
Sara: Es sind die Menschen! Die Kameruner sind herzliche, hilfsbereite und dankbare Menschen. Sie nehmen es nicht als selbstverständlich, dass Leute von woanders kommen und sich für ihre Nöte interessieren. Ich spüre diese Dankbarkeit und Verwunderung: »Wow, Gott hat an uns gedacht!«
Simon und Sara, vielen Dank für diesen Einblick und alles Gute in Kamerun!

