Manipur brennt
Der indische Bundesstaat Manipur galt als friedlich. Vor einigen Tagen aber wurde er von einer massiven Welle der Gewalt überrollt: Angehörige kleiner Stämme wie Kuki, Zomi-Chin, Mizo, Hmar, Gangte, Simte und Zou unterliegen einer ethnischen Säuberung seitens der dominierenden Mehrheit der Meitei. Über 62 Personen fanden bisher den Tod, 230 wurden verletzt, 1700 Häuser verbrannt und 35.000 Menschen sind obdachlos oder unterversorgt in notdürftigen Camps.
Die kleineren Stämme sind überwiegend eine christliche Minderheit. Bisher wurden 75 Kirchen in Brand gesteckt sowie Bibelschulen, christliche Schulen, Häuser, Fahrzeuge und Besitztümer von Kirchenmitgliedern beschädigt.
Partner von AVC und ihre Gemeinden sind nicht betroffen. Unsere Leute sind aber in der Nähe, beobachten die Lage und helfen, nehmen zum Beispiel Flüchtlinge auf. Verlässlichen Quellen zufolge heizt die RSS* die Zusammenstöße auf, um Christen zu vernichten. Es besteht die Gefahr eines Flächenbrands: Was in Manipur geschieht, könnte radikale Hindus in anderen Bundesstaaten motivieren, es ihnen gleichzutun. Stoppt die Regierung das Geschehen nicht, kann dies als Freipass zur Gewalt gegen Christen verstanden werden.
Berichten zufolge hat sich die Lage etwas beruhigt, und die Sicherheitskräfte eskortieren die Zivilisten zurück in ihre Häuser. Es herrscht jedoch äußerste Anspannung. Die Menschen haben Angst, in ihre Dörfer zurückzukehren, da sie ein Aufflammen der Gewalt befürchten. Die Regierung bemüht sich um die Wiederherstellung der Normalität in der Region. Führer der gegnerischen Seiten haben Friedensgespräche aufgenommen. Die Behörden haben außerdem eine umfassende Untersuchung der gewalttätigen Auseinandersetzungen eingeleitet.
* Die RSS ist eine hinduistische, rechtsnationalistische und paramilitärische Organisation, die von der aktuellen indischen Regierung unterstützt wird.
