Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten

Elyas Jamalzadeh / Andreas Hepp

»Stell dir mal vor, du bist dein Leben lang nervös, merkst alles, bist ständig auf der Hut. Ich wurde schon nervös geboren. Ich war illegal. Jedes Jahr, jeden Tag, jede Minute konnte es passieren.« Die afghanischen Eltern von Elyas Jamalzadeh lebten schon im Iran, als er auf die Welt kam. Er wurde als Flüchtling geboren. 2014 macht er sich auf den gefährlichen Weg nach Europa. Mit beeindruckender Unmittelbarkeit wird hier eine Reise beschrieben, die man kaum überleben kann. Dass Jamalzadeh Humor und Ehrgeiz nie eingebüßt hat, hilft ihm beim Ankommen in einem fremden Land. Er lernt Deutsch, beginnt eine Ausbildung und verliebt sich. Ein tragisches, ein komisches Buch, ein Buch, das niemanden kaltlässt!

256 Seiten. Gebunden. Erscheint am 14. Februar 2022 beim Zsolnay Verlag
Jedes verkaufte Buch unterstützt das AVC-Projekt »Afghanistan – Flüchtlingshilfe«

»Eigentlich flüchtet jeder«, meint Elyas Jamalzadeh in seinem Buch, das seine bewegende Lebensgeschichte erzählt. Wir haben mit den Autoren gesprochen.

Elyas und Andreas, woher kam die Idee, gemeinsam ein Buch zu schreiben?
Andreas Hepp: Elyas und ich sind 2016 nach einem Gottesdienst in Linz ins Reden gekommen. Es entstand eine wertvolle, tiefe Freundschaft. Edith, eine Freundin von Elyas, hat uns auf die Idee für das Buch gebracht. Sie hat Elyas von Beginn an, seit er in Österreich ist, unterstützt und ermutigt. Halb im Spaß sprachen wir immer wieder über ihren Vorschlag, bis der Gedanke 2020 tatsächlich Form annahm. Als wir dann tatsächlich im Sommer 2020 auf einen zweiten Lockdown und somit genug Zeit zusteuerten, rief ich Elyas eines Augustabends an. Aus Spaß wurde Ernst: Wir steckten die Köpfe zusammen und begannen mit den Arbeiten am Buchprojekt.

Wie lief das gemeinsame Schreiben ab?
Andreas Hepp: Elyas, dieser unglaublich kreative Kopf, hat einfach ein natürliches Talent zum Erzählen. Wir vereinbarten über mehr als ein halbes Jahr etwa einmal pro Woche ein Treffen oder ein Telefonat. Ich stellte ihm Fragen und durfte die geballte Wucht, die tatsächliche Tragweite von dem mitfühlen, was es heißt, nie anzukommen, von puren Existenzängsten getrieben zu sein – zu flüchten. Dabei versuchte ich, diese unzähligen Einzelsituationen zu notieren, zu sortieren und für ein Buch zu formulieren. Mein größtes Anliegen war es, seinen direkten Erzählstil einzufangen und die Leserin/den Leser durch einen konzeptionell mündlichen Text in einen tragisch-humorvollen Dialog mit Elyas treten zu lassen.

Welcher Teil des Buches war beim Schreiben besonders herausfordernd?
Elyas Jamalzadeh: Mir ist es schwer gefallen über die Flucht, speziell über das Mittelmeer zu sprechen. Alle Frauen und Kinder hatten Schwimmflügel und Schwimmwesten an, weil sie nicht schwimmen konnten. Stell dir vor: Du hast deinen Tod vor Augen. Du hast den Tod deiner Eltern vor Augen. Und du kannst nichts dagegen tun. Nur in der Dunkelheit sitzen, ohne zu wissen wohin, und jede Welle im Sturm kann deinen Tod bedeuten. Deshalb wollten wir auch dieses Buch schreiben: Um praktisch zu zeigen, wie das ist, wenn jemand flüchtet, um sein Leben kämpfen muss.

Welches Gefühl möchtet ihr in den Leserinnen und Lesern auslösen?
Elyas Jamalzadeh: Ich wünsche mir, dass du verstehst, was du im Leben hast. Egal ob viel oder nicht viel. Dass du dankbar bist. Ohne dankbar zu sein und einander zu helfen geht’s nicht im Leben, egal ob du flüchtest oder nicht. Und ich wünsche mir, dass du nicht vergisst, dass du mit diesem Buch auch armen Menschen in Griechenland und in der Türkei hilfst, weil wir einen Teil von unserem Gewinn an Menschen spenden, die dort Hilfe brauchen. Weil ich leider weiß, wie das ist, wenn man nicht weiß, ob man überlebt. Weil ich leider weiß, wie das ist: das mit dem Flüchten.


Die Autoren stehen für Lesungen zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns bei Interesse.


Fotos: M. Rumpel, D. Haselauer & Zsolnay Verlag

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